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2022-05-14 22:17:31 By : Malik Zhu

Pflanzenöle gelten als gesund – aber machen sie vielleicht krank?

Hand hoch, wer der Meinung ist, dass Pflanzen- und Saatöle gesünder sind als Schweineschmalz oder Butter! Fühlen Sie sich angesprochen? Kein Wunder – hinter dieser (nicht ganz korrekten) Annahme steckt eine gut geölte Marketingmaschinerie. Denn erst in den frühen 1900er Jahren wurde die Technologie zur Herstellung pflanzlicher Speiseöle erfunden. (Das sagt Stiftung Warentest zu Grillfleisch und worauf Sie achten sollten)

Procter&Gamble drängte 1911 mit „Crisco“, einem halbfesten Pflanzenfett aus Baumwollsamen, auf dem Markt. Es wurde massiv damit geworben, dass das Pflanzenfett gesünder sei, als die gesättigten tierischen Fette, die zu dieser Zeit üblicherweise zum Kochen verwendet wurden. Der Plan ging auf: Innerhalb von fünf Jahren verkaufte das Unternehmen mehrere zehn Millionen Pfund „Crisco“. 

Nach und nach folgten weitere raffinierte (heiß gepresste) Pflanzen- oder Saatöle in die Küchen und verdrängten die tierischen Fette fast komplett. Jedoch kann man nicht pauschal sagen, dass alle Pflanzenöle die gesündere Variante sind. (Auch spannend: So gelingt Ihnen eine gesunde Ernährung im Büro)

Verschiedene Ärzte und Ernährungswissenschaftler führen Entzündungen im Körper, deren Folgeerscheinungen chronische Krankheiten sind, auf den Konsum von Saatölen zurück. Grund dafür könnten die spezifischen ungesättigten Fettsäuren in Pflanzenölen sein. Entscheidend für unsere Gesundheit ist unter anderem das Verhältnis von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren im Körper. 

„Optimal ist ein Verhältnis von 1:2. Davon sollte mehr als ein Drittel des aufgenommenen Fettes aus einfach ungesättigten Fettsäuren, vorzugsweise Ölsäure, bestehen. Unter den mehrfach ungesättigten Fettsäuren sollten möglichst viele Omega-3-Fettsäuren sein,“ so Prof. Gerhard Jahreis, Emeritus am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena. Ist der Spiegel an ungesättigten Fettsäuren zu hoch, fühlt man sich häufig schlapp, Entzündungen im Körper, Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkrankheiten können die Folge sein. (Lesen Sie auch: Rätselhafte Symptome: So kommen Sie seltenen Krankheiten auf die Spur)

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Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren gehören – ähnlich den Vitaminen – zu den essenziellen Nährstoffen. Der menschliche Körper braucht sie zum Leben, kann sie aber nicht selbst herstellen, sondern nur mit der Nahrung aufnehmen. Aus den langkettigen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren stellt unser Körper hormonähnliche Substanzen her, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. 

Beide Omega Fettsäuren werden von unserem Stoffwechsel mit dem gleichem Enzym verarbeitet. Sind alle Enzyme mit Omega-6-Fettsäuren „besetzt“ kann unser Körper die Omega-3-Fettsäuren nicht aufnehmen. Um hier die richtige Balance zu halten, kommt es weniger auf die absolute Menge, sondern vielmehr auf ein optimales Verhältnis der verzehrten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren an. Es sollte etwa 1:5 betragen. (Lesen Sie hier, wie gefährlich ein Mangel an Vitamin B12 sein kann)

Dieses Verhältnis zu bewahren ist aber schwer, bedenkt man, dass unsere Nahrung heutzutage im Durchschnitt 10- bis 20-mal mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren enthält. Auch die meisten Pflanzenölen, zum Beispiel Sonnenblumen-, Distel-, oder Maisöl sind reich an Omega-6 Fettsäuren und weisen häufig nur Spuren von Omega-3-Fettsäuren auf. Das sorgt für ein enormes Ungleichgewicht im Körper. 

Zusätzlich müssen Saatöle in der Herstellung viele chemische Prozesse durchlaufen, bis sie hergestellt sind. Sogar Rückstände, mitunter vom giftigen Lösemittel Hexan, können in raffinierten Ölen gefunden werden. Trotzdem wird aus Sicht führender Ernährungswissenschaftler nicht dazu geraten, auf Öle oder Speisen mit extra zugesetztem Omega-3 Gehalt zusetzen. Es ist gesünder für einen natürlichen Ausgleich zu sorgen. In Raps- oder Leinöl ist zum Beispiel viel Omega-3 enthalten und auch Kokosöl, Avocadoöl und Olivenöl sind gesunde Alternativen. (Nicht nur in der Küche einsetzbar: Olivenöl hilft auch bei trockenen und rissigen Händen)

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Jedoch liegt das Problem häufig gar nicht in den Salatdressings, die man sich zu Hause mit Planzenöl anmischt, sondern in den verarbeiteten Lebensmitteln. Die ungesunden Ölen stecken in den offensichtlich ungesunden Speisen wie Keksen, Chips, Pommes oder Fertiggerichte, aber auch in Pastasaucen oder Hummus aus der Frische-Theke. 

Wer auf seine Ernährung achtet, sollte verarbeitete Lebensmittel komplett von dem Speiseplan streichen und auf verschiedene Fette zurückgreifen. Als Faustregel gilt: Weniger raffinierte Öle konsumieren. Natives Öle, wie Oliven- oder kaltgepresstes Erdnussöl sind immer die bessere Wahl. (Warum immer nur Öle verspeisen? Ölziehen: So gesund ist es wirklich)