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2022-08-08 08:22:20 By : Mr. Frank Zhang

Die Erzeugerpreise für Agrarprodukte sind im Januar um 21 Prozent gestiegen. Neben Rapsöl waren Kartoffeln größter Preistreiber. Verbraucher müssen für Lebensmittel schon deutlich mehr zahlen - und das könnte erst der Anfang sein.

Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte sind im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 21 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dabei gingen die Preise für pflanzliche Produkte mit fast 24 Prozent stärker nach oben als die für tierische Produkte, die um rund 19 Prozent stiegen.

Laut den Berechnungen der Statistiker verteuerten sich Kartoffeln binnen eines Jahres um zwei Drittel. Eine geringe Ernte und niedrige Preise im Jahr 2021 machen sich beim Vergleich zwischen Januar 2022 und Januar 2021 bemerkbar. Auch der Rapspreis ging mit einem Plus von 60 Prozent kräftig nach oben. Raps kann in einigen Motoren auch als Treibstoff verwendet werden, was angesichts der extremen Steigerung bei den Ölpreisen offenbar die Nachfrage in die Höhe treibt.

Der Preisanstieg bei pflanzlichen Produkten sei vor allem auf den seit Juli 2020 steigenden Getreidepreis zurückzuführen, erklärten die Statistiker. Er lag im Januar 28,5 Prozent über Vorjahresniveau. Der Ukraine-Krieg sorgte zuletzt für einen weiteren Anstieg beim Getreidepreis. Es gebe Schätzungen, dass wegen der Kriegsfolgen drei Millionen Tonnen weniger Weizen aus Russland und vier Millionen Tonnen weniger Weizen aus der Ukraine exportiert würden, meint Agrar-Expertin Verena Laquai vom bundeseigenen Thünen-Institut. Einen Ausreißer nach unten gab es bei Gemüse mit einem Preisrückgang von fünf Prozent.

Bei den tierischen Erzeugnissen zog der Milchpreis um 26 Prozent an. Rinder verteuerten sich um gut 30 Prozent, Schweine um 3,7 Prozent. Bei letzterem mache sich eine etwas höhere Nachfrage der Gastronomie bemerkbar, hieß es.

Weizen verteuert sich, bei Sonnenblumenöl und Soja droht eine Verknappung.

Die höheren Erzeugerpreise kommen in Teilen bereits bei den Verbrauchern an. Das Statisische Bundesamt gab Details zur Inflationsrate im Februar bekannt, die insgesamt in Deutschland bei 5,1 Prozent lag. Dabei erhöhten sich Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Februar 2021 um 5,3 Prozent. Frisches Gemüse kostete 11,0 Prozent mehr, Molkereiprodukte und Butter 6,7 Prozent mehr. 

Trotz der schon starken Verteuerung müssen sich die Verbraucher infolge des Ukraine-Kriegs offenbar auf weitere Preiserhöhungen einstellen: "Wir gehen davon aus, dass dieser Krieg die Preise noch weiter steigen lässt", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, der "Augsburger Allgemeinen". Bei Düngemitteln etwa komme es zu ersten Versorgungsengpässen, die Preise seien sehr hoch und werden wohl noch weiter steigen.

Russland und die Ukraine sind für Länder wie Kenia Hauptlieferanten von Weizen oder Mais.

Vor allem in der arabischen Welt und in einigen Ländern Asiens und Afrikas dürfte der Krieg in der Ukraine spürbare Auswirkungen haben. Ägypten, Tunesien, Marokko etwa oder auch Bangladesch importieren große Teile ihres Weizens aus Russland und der Ukraine. Die Agrarminister der sieben großen Industrienationen (G7) beraten deshalb heute über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die weltweite Ernährungssicherung. In der Videokonferenz im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft will Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit seinen Amtskollegen auch erörtern, wie die globalen Märkte offen gehalten und stabilisiert werden können.

Es gelte, gemeinsam dafür zu sorgen, dass der "sinnlose Krieg die Lebensmittelversorgung in einigen Teilen der Welt nicht noch weiter verschärft", hatte der Grünen-Politiker vorab erklärt. An der Beratung sollen auch der ukrainische Minister Roman Leschenko und internationale Organisationen teilnehmen.

Kurzfristig könnten mögliche Versorgungslücken durch große Exporteure gedeckt werden, sagt Laquai. Längerfristig gehe dies durch eine erhöhte Produktion in allen Teilen der Welt. "Insbesondere Australien und Argentinien hatten eine sehr gute Ernte und können somit mehr exportieren", so die Expertin. Auch die EU könnte durch gute Ernten mehr exportieren.

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. März 2022 um 09:00 Uhr.