Festes Duschgel im Test: Darum ist es gut für Haut und Umwelt - ÖKO-TEST

2022-05-14 22:18:14 By : Ms. Celine Chen

Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 | Autor: Victoria Pfisterer/Heike Baier | Kategorie: Kosmetik und Mode | 09.12.2021

Festes Duschgel ist praktisch und schont Natur und Umwelt. Wir wollten wissen, wie gut die Produkte zur Haut sind und haben 18 Marken untersuchen lassen. Das erfreuliche Ergebnis: Die meisten festen Duschgele sind empfehlenswert. Nur vereinzelt sind wir auf Problemstoffe gestoßen.

Aktualisiert am 09.12.2021 | Die Idee zu den festen Waschstücken ist so einleuchtend wie alt. Doch es mussten erst ein paar kleine Start-ups kommen, um sie neu zu beleben: Sie fanden es unsinnig, wenige waschaktive Substanzen und Pflegestoffe mit rund 80 Prozent Wasser zu vermischen – nur um das Ganze dann in eine Plastikflasche zu füllen und ein Vielfaches des nötigen Gewichts durch die Gegend transportieren zu müssen.

Viele der Hersteller im Test haben einst in Garagen oder Hobbykellern angefangen. Pioniere wie die Firma Rosenrot verkauften ihre Zero-Waste-Kosmetik schon ein paar Jahre in Unverpackt-Läden, als die großen Konzerne schließlich auf den Trend aufsprangen.

Höchste Zeit für uns, die vielen neuen Produkte auf dem Markt einmal zu prüfen: Was steckt drin und wie hautfreundlich sind sie? Gefunden haben wir: Gute Gründe für das Duschen mit festen Duschgelen. 

Die Angaben zur Ergiebigkeit unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller etwas. Fest steht aber: Sie hängt von der Lagerung ab. Denn bei einem aufgeweichten Waschstück ist der Abrieb größer und das Duschgel damit folglich schneller aufgebraucht. 

Das lässt sich aber verhindern. Wichtig ist deshalb: Feste Duschgele nach Gebrauch immer trocken lagern. Entweder in einer Schale mit Löchern. Oder in einem Seifensäckchen, in dem das Waschstück luftig aufgehängt werden kann.

Auch wenn das feste Duschgel schon ein paar Waschgänge hinter sich hat und in mehrere Teile zerfällt, können diese direkt mit dem Säckchen auf die Haut geschäumt und somit aufgebraucht werden. Ein zusätzlicher Bonus: Seifensäckchen aus Sisal liefern gleichtzeitig einen Peelingeffekt für die Haut.

So viel zum Lob der festen Duschgele im Test. Ganz ohne Kritik können wir die Produkte nicht entlassen. Denn wir haben auch Stoffe gefunden, die wir bemängeln. Dazu gehören: 

Vor allem der letzte Befund zu den halogenorganischen Verbindungen verwundert, denn sie stecken in einem Naturkosmetik-Produkt – und die typischen Quellen für diese Stoffe scheiden bei Naturkosmetik eigentlich aus. Das getestete Produkt enthält zudem nur wenige, zumeist natürliche Rohstoffe: Tonerden, Sonnenblumenöl, Roggenmehl, ätherische Öle und ein Tensid.

Der Hersteller machte sich nach unserem Test sofort auf die Suche nach der Quelle für die Problemstoffe und wurde fündig: Die Spur führt zum amerikanischen Hersteller des verwendeten Tensids Sodium Lauryl Sulfoacetate.

Dieser habe inzwischen eingeräumt, dass bei der Produktion des Tensids halogenorganische Verbindungen entstehen können. Quelle dafür seien die als Zwischenprodukt gebildeten Chlorester. Bitter für das Bio-Unternehmen, denn man hatte auf das Naturkosmetik-Zertifikat des Stoffs vertraut. Das Tensid will die Firma nun umgehend austauschen.

Apropos Tenside: Die waschaktiven Substanzen sind das, was die meisten festen Duschen von einer herkömmlichen Seife unterscheidet. Seifen entstehen, wenn Öle oder Fette mit Laugen verkocht werden und besitzen einen basischen pH-Wert oberhalb von 9.

Tenside für Syndets werden dagegen synthetisch hergestellt und lassen sich beliebig auf den mit 5,5 leicht sauren pH-Wert der Haut einstellen. Die meisten festen Duschen in unserem Test sind reine Syndets und teils als "seifenfrei" ausgelobt.

Einige enthalten jedoch auch oder ausschließlich Seifentenside. Diese können in Verbindung mit kalkhaltigem Wasser ein stumpfes Gefühl hinterlassen – schädlich ist das für gesunde Haut jedoch nicht, denn die reguliert ihren pH-Wert nach etwa einer Stunde selbst wieder.

Außer den relativ hoch konzentrierten Tensiden enthalten die festen Duschen pflegende Stoffe wie Öle oder Kakaobutter, gerüstgebende Substanzen wie Tonerde oder Maisstärke sowie Duftstoffe. Auf Konservierung verzichten die meisten, denn die braucht es bei ihrem geringen Wasseranteil nicht. Auch das ist ein Vorteil der festen Kosmetik.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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4 Seiten Seite 148 - 151 im Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 vom 09.12.2021

Wir haben 18 feste Duschen eingekauft - darunter Markenprodukte, Eigenmarken und auch einzelne Exemplare aus Reformhaus und Bio-Läden. Die günstigste feste Dusche im Test kostet gerade einmal 1,66 Euro pro 100 Gramm, das teuerste  Stück kommt auf 15,75 Euro pro 100 Gramm.

Wir ließen die Produkte im Labor auf bedenkliche und umstrittene Stoffe wie halogenorganische Verbindungen und Formaldehyd/-abspalter untersuchen, außerdem auf problematische Duftstoffe, von denen wir einige wegen ihres allergenen Potenzials kritisieren. Anhand der Deklaration auf den Produkten prüften wir, ob PEG/PEG-Derivate oder synthetische Polymere enthalten sind. Auch für enthaltene Phosphonate gab es Minuspunkte: Das Phosphonat Tetrasodium Etidronate gilt als schwer biologisch abbaubar und wir ziehen dafür unter den weiteren Mängeln zwei Noten ab. War den Produkten Titandioxid beigemischt, ließen wir die Partikelverteilung  bestimmen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHCB); b) mehr als 1.000 mg/kg Diethylphthalat; c) halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führt: deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: a) Phosphonate (hier: Tetrasodium Etidronate).

Das Gesamtergebnis beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, Moschusverbindungen, Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Elementbestimmung: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Photometrie. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration. Binden organischer Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. b) Extraktion mit Essigester. Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. Nanomaterial: Untersuchung auf Titandioxid-Partikel mittels Single-Particle-ICP/MS. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November/ Dezember 2020

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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